SZ-MZG vom 08.12.21: „Immer weniger Menschen im Saarland leben auf immer mehr bebauter Fläche“, konstatiert Volker Morbe, stellvertretender Vorsitzender der Grünen-Stadtratsfraktion in Wadern. Das gelte auch für die Stadt Wadern, fährt Morbe fort: „Obwohl die Einwohnerzahl seit Jahren stagniert, wächst der umbaute Raum in den Stadtteilen an.“ Das liege daran, dass die Menschen sehr gerne im neu gebauten Eigenheim leben, mit einem individuell höheren Flächenbedarf als noch vor Jahren. Deshalb fordere fast jeder Ortsrat Neubauflächen, was nach Ansicht von Morbe verständlich ist. Denn damit gedenkt man, die jungen Menschen im Ort zu halten, Vereinsleben und Dorfstrukturen zu erhalten und letztendlich den demografischen Wandel abzumildern.
Aber, so der Grünen-Vertreter: „Leider wird dafür immer wieder allzu schnell das Neubaugebiet am Ortsrand auf der grünen Wiese gefordert.“ Innerhalb der Orte gebe es zwar zahlreiche einzelne Baulücken und Leerstände, die den Bedarf an neuen Wohneinheiten durchaus decken könnten. „Aber innerörtliche Einzelbaulücken werden oftmals nicht zum Verkauf angeboten, Leerstände scheinen zur Sanierung zu kostspielig, ein Abriss zu teuer“, bedauert Morbe.
Selbst die Landesplanung habe die Herausforderungen der heutigen Zeit erkannt, findet der Grünen-Stadtrat: „Hier sieht man die Bebauung auf der grünen Wiese schon seit Langem kritisch. Deshalb werden Neubaugebiete nun nur nach ganz bestimmten strengen Kriterien ausgewiesen.“ Vor allem eine Zersiedlung der Ortschaften solle verhindert werden, allzu starker ökologischer Schaden vermieden und die Ortskerne nicht allzu sehr geschwächt werden.
Das findet die Zustimmung der Grünen-Fraktion im Rat, betont Morbe: „Wir schließen uns dieser Auffassung bei der Erschließung von Neubaugebieten an, fordern aber zusätzlich noch ein deutlicheres Umdenken im Hinblick auf den Erhalt von Gebäuden, deren Umnutzung und Bestandsveredelung. Es muss nicht immer der Neubau sein.“ Ein klimagerechter Umbau von Bestandsgebäuden sollte stärker gefördert werden. Das könnte nach Überzeugung der Grünen-Fraktion ein Lösungsweg für mehr Wohnfläche in vielen Orten sein. „Uns ist klar, dass dies vor allem auf Landesebene angestoßen werden muss und der kommunalpolitische Handlungsspielraum dafür eingeschränkt ist“, räumt Morbe ein.
Eine Kommune, wie die Stadt Wadern, kann sich aber nach seiner Auffassung deutlich zu den genannten Prinzipien positionieren. „Neu bauen bedeutet Flächenfraß. Jede versiegelte Fläche fehlt unserem Ökosystem“, stellt Morbe klar. Konzepte zur effektiven Nutzung sowohl von brachliegenden innerörtlichen Flächen als auch von Bestandsgebäuden müssten her. Neubaugebiete sollten nach seinem Dafürhalten nur noch „als Binnenbebauung auf ökologisch wenig bedenklichen Flächen“ festgeschrieben werden. Hierbei sei aber Fingerspitzengefühl gefragt. Solch eine Bebauung könne die Umwelt schonen und die Ortsmitte stärken, muss aber nicht.
Morbe weiter: „Zum Beispiel die geplante Binnenbebauungsfläche der Uhlandstraße im Stadtteil Wadern entspricht nach unserem Ansinnen nicht den Kriterien einer ökologisch unbedenklichen Fläche.“ Dieses Feuchtgebiet habe eine klimatische Bedeutung für das Umfeld, „zumal es noch ein schützenswertes Biotop enthält“, sagt Morbe. „Die dort angedachte Bebauung im Rahmen des Gesundheitsparks Wadern lehnen wir aus diesem Grund ab.“ Die Grünen im Waderner Rat hatten von Beginn an Bedenken gegen die geplante Erschließung von Bauland auf diesem Areal, die seit mehreren Jahren im Genehmigungsprozess ist.
Aber Morbe nennt noch einen anderen, aktuellen Präzedenzfall: „Außerdem ist es aus unserer Sicht unverständlich, dass sich im Waderner Stadtteil Noswendel der Ortsrat am 8. November gegen die Stimmen von Grünen und SPD mehrheitlich dafür ausgesprochen hat, sich auf ein einziges mögliches Planungsgebiet am Ortsrand (Verbindung In den Langen Feldern/Zum Geissrech) festzulegen, um damit in die Verhandlungen mit Stadtrat und Landesplanung zu gehen. Nach unserer Meinung ist auch das ein fataler Fehler, denn auf der Fläche liegen zwei wertvolle FFH Schutzgebiete der Kategorie ‚Magere Flachlandmähwiesen’.“ Andere in der Diskussion angeführte Flächen, die einer vergleichsweise verträglichen Binnenverdichtung der Ortsmitte entsprochen hätten, seien indes abgelehnt worden, hält Morbe fest.
Die Entscheidung, wo neu gebaut wird und ob überhaupt neu gebaut werden soll, sollte sich nach seinem Dafürhalten in jedem Fall nach ökologischen Gesichtspunkten ausrichten. Neben dem „Wo“ und „Ob“ sollte das „Wie“ eine bedeutende Rolle spielen. Morbe: „Letztendlich sprechen wir uns dafür aus, dass zukünftige Baugebiete in jedem Falle eine ökologische, an Biodiversität ausgerichtete Bausatzung bekommen sollten, um den entstandenen Schaden an der Natur zu minimieren.“ Bauen müsse den zukünftigen Anforderungen an den Klimawandel entsprechen. „Auch dazu sollte sich die Stadt Wadern zukünftig klar positionieren.“