Die Saarbrücker Zeitung hat am 17.11.20 im Lokalteil Merzig-Wadern folgenden Presseartikel zur Nordumfahrung Merzig veröffentlicht:
„Lasst uns auf die Gutachter hören, die vom Bau dieser Streckenführung abraten und unsere Zeit, Kraft und unsere finanziellen Mittel darauf verwenden, ein modernes, zukunftsgerichtetes Mobilitätskonzept für den Landkreis zu entwickeln und umzusetzen“, mahnen die beiden Vertreter der Grünen im Waderner Stadtrat, Peter Rohles und Volker Morbe, mit Blick auf die Merziger Nordumfahrung. Zu der Trasse sei mittlerweile viel geschrieben worden. Nach Meinung von Fraktionschef Rohles und seinem Stellver‐
treter Morbe seien wesentliche Details noch nicht ausgesprochen worden.
Seit dem Scheitern der Jamaika-Koalition Anfang 2012 seien die Grünen, die als Bremser
dieses Projektes bezeichnet worden seien, nicht mehr in der Regierung. „Seither hat auf Landesebene Schwarz-Rot das Sagen, ebenso auf Kreisebene.“ Trotz aller Bekundungen sei
es den Parteien, die in der Verantwortung stünden, seitdem nicht gelungen das Projekt Nordumfahrung auch nur minimal voranzubringen. Stattdessen zeigten sie immer wieder
ihre große Empörung darüber, dass es andere Meinungen zu dem Thema gebe. „Aus diesem
Blickwinkel betrachtet, stellt sich uns die Frage: Sollen die Umweltverbände sowie die Grüne Partei und alle, die in dieser Thematik sich nicht für dieses Projekt aussprechen, als die
Sündenböcke herhalten, um ihnen das Scheitern dieses Vorhabens letztendlich in die Schuhe schieben zu können?“, schreiben beide.
Es sei falsch, wenn die Befürworter von einem „fehlenden Lückenschluss“ reden, um die Nordsaarlandstraße fertigzustellen. Selbst wenn die Nordumfahrung gebaut würde, könne man noch lange nicht von einer Nordsaarlandstraße sprechen. Eine Straße, die diesen Namen verdiene, müsste nach Ansicht von Rohles und Morbe mindestens noch Ortsumfahrungen um Nunkirchen und Dagstuhl sowie einen Ausbau der Streckenführung am Kasteler Berg erhalten. „Dies wäre ein noch größeres ökologisches Desaster und kann von niemandem gewollt sein.“ Beide bezeichnen es als Mär, dass der Hochwaldraum durch eine Nordumfahrung gestärkt werde.
Gleiche Argumente wie die beiden Vertreter der Grünen führt auch Hildegard Gottfrois-Bartel, Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Merzig, ins Feld. Nach ihren Worten er‐
kennen die Befürworter der Trasse die Ergebnisse der jüngsten Expertise nicht an. Da jetzt eines der beiden Argumente endgültig abgeräumt sei, versteiften sich diese nach Ansicht
von Gottfrois-Bartel auf das Argument, die neue Straße soll ein noch fehlendes Teilstück der sogenannten Nordsaarlandstraße sein. Ihrer Meinung nach sind die Behauptungen, durch die Nordsaarlandstraße werde Fahrzeit eingespart und sie erhöhe die Attraktivität
von Weiskirchen und Wadern als Wohnort, Wunschvorstellungen. „Diese basierten auf einer Phantasie der 1970er Jahre“. Diese Idee, eine Autobahn von der A 1 bei Nonnweiler bis zur A 8 bei Merzig zu bauen, sei nie realisiert worden. Seit zwei Jahrzehnten werde die
„willkürliche Aneinanderreihung mehrerer im Zickzack quer durchs Land verlaufender
Landstraßen als Mutter aller Lösungen der Probleme des Hochwaldraumes angepriesen“.
Sie solle nun durch den „Lückenschluss“ komplettiert werden.
Zu der Frage, was dieser leisten könne, und zu den Verkehrszahlen gebe es seit langem Antworten. So seien die Gutachter zu dem Schluss gekommen, dass sich je nach Variante und
Streckenverlauf Fahrzeitverkürzungen von 2,5 bis maximal 4,5 Minuten für Autos ergeben
würden. Lkw-Fahrer müssten wegen der insgesamt längeren Fahrstrecke teilweise mit längeren Fahrzeiten rechnen, schreibt die Nabu-Vorsitzende.
„Das große Ziel, das allen Befürwortern der Straße vor den Augen flimmert, hat längst die Weichen anders gestellt. Land und Stadt Luxemburg setzen alles daran, den Individualverkehr so weit wie möglich zu erschweren und einzudämmen, um dem endgültigen Verkehrskollaps zu entgehen.“ Seit März gebe es sogar einen landesweiten kostenlosen ÖPNV – Überlegungen, die sie im Saarland vermisse. „Stattdessen können und wollen unsere Regie‐
rungsparteien einfach nicht von ihrem jahrzehntealten Lieblingsprojekt Nordsaarlandstraße lassen.“